Hans ulrich lehmann  startseite hintergrund

Hans Ulrich Lehmann

* 4. Mai 1937 in Biel
† 26. Januar 2013 in Zollikerberg

Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

- Franz Kafka -

Kurzbiographie

Hans Ulrich Lehmann verbrachte seine Jugend in Biel, nahe der Sprachgrenze.

Musikstudium in Biel (Lehrdiplom für Violoncello), Zürich (Diplom als Theorielehrer) und Basel (Meisterklassen für Komposition bei Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen). Musikwissenschaftliche Studien an der Universität Zürich (Prof. Kurt von Fischer).

1961-1972 Lehrer an der Musikakademie der Stadt Basel für Violoncello, Theorie und Komposition. 1969-1990 Lehrbeauftragter an der Universität Zürich (Neue Musik, Musiktheorie).

1972 Berufung an die Musikhochschule Zürich (Komposition und Musiktheorie). 1976-1998 Direktor von Musikhochschule und Konservatorium Zürich. 1983-1986 Präsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins. 1991-2011 Präsident der SUISA.

Hans Ulrich Lehmanns künstlerisches Schaffen wurde geehrt durch den Musikpreis der Conrad Ferdinand Meyer-Stiftung 1973, durch den Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins 1988, den Kunstpreis der Stadt Zollikon 1990 und den Kunstpreis der Stadt Zürich 1993.

Hans Ulrich Lehmann war ein aussergewöhnlich differenzierter, sensibler und brillanter Künstler und Mensch. Seine letzten Jahre waren gezeichnet von einer grausamen Krankheit, welche ihm immer mehr von seiner Wesenheit abrang. Komponiert hat er bis fast zum Ende, sein letztes Werk wurde im Herbst 2012 vollendet.

Hans Ulrich Lehmann verstarb in den frühen Morgenstunden des 26. Januar 2013.

Ursula Lehmann

"... Es geht mir um eine Musik, die in ihren besten Momenten den Augenblick festhalten und zum Verweilen bringen könnte, um eine Musik, die sich in eben diesem Augenblick erfüllen würde. Darüber soll man alle Strukturierungen, alle Ordnungsprinzipien vergessen können, die notwendigerweise in jeder Komposition mehr oder weniger stark vorhanden sein müssen; denn Komponieren bedeutet unter anderem auch 'Ordnung schaffen' und stellt eine bestimmte Form des Denkens dar. Schönstes Ergebnis solchen Komponierens wäre es, wenn die Musik vom Hörer ganz intuitiv als richtig, als notwendig erkannt würde - und wäre es auch nur von einigen wenigen Zuhörern und nur in den stärksten, den 'begnadetsten' Augenblicken des Werkes..."

Hans Ulrich Lehmann

Biographie

Hans Ulrich Lehmann wurde am 4. Mai 1937 als erstes Kind der Eltern Alfred und Emilie Lehmann in Brügg bei Biel geboren. Eine erste prägende Verlusterfahrung überschattete seine Kindheit: Sein Bruder Harald, geboren 1943, verstarb nach nur wenigen Monaten. Hans Ulrich besuchte die Primarschule in Brügg und kam im Elternhaus schon früh mit der Musik in Kontakt. Seine Mutter spielte Orgel und von seinem Vater sind einige Kompositionen, meist Liedvertonungen, erhalten. Das Kind bekam Cellounterricht, was ihm Freude und Ärger bereitete, weil er wegen des sperrigen Cellos regelmässig nicht per Velo zur Schule fahren konnte. Das Gymnasium besuchte er in Biel, wo er 1956 mit einer Matura Typus A glänzend abschloss. Er nahm neben dem fortgesetzten Cellounterricht in Biel unverzüglich Studien in Bern auf, zunächst in den Fächern Astronomie und Altphilologie. Schon nach einem Jahr entschloss er, sich ganz der Musik zu widmen. Er erwarb das Cellodiplom in Biel sowie ein Theorielehrerdiplom bei Paul Müller- Zürich am Konservatorium in Zürich. Überdies belegte er gleichzeitig Vorlesungen bei Prof. Dr. Kurt von Fischer am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich. Von 1960 bis 1963 besuchte er die Meisterklassen für Komposition an der Musikakademie der Stadt Basel bei Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen. Da seine Kompositionen rasch Beachtung fanden und gefragt wurden – darunter ein Kompositionsauftrag der Donaueschinger Musiktage – verzichtete er darauf, ein begonnenes Doktorat abzuschliessen.

1961 zog Hans Ulrich Lehmann nach geschlossener Ehe mit Janine Girod nach Basel. Aus dieser Verbindung erwuchsen die 1969 geborenen Zwillinge Mathias und Sabine.

Am 1. April 1970 verunfallten Hans Ulrichs Eltern auf dem Weg zu einem Besuch der jungen Familie tödlich. Dieses tragische Ereignis stürzte ihn in eine tiefe Krise.

Von 1961 bis 1972 wirkte Hans Ulrich Lehmann als Musikpädagoge an der Musikakademie der Stadt Basel in den Fächern Cello, Theorie und Komposition und war zudem 1969 bis 1990 Lehrbeauftragter an der Universität Zürich für Neue Musik und Musiktheorie.

1972 erfolgte die Berufung als Dozent an die Musikhochschule Zürich für die Fächer Komposition und Musiktheorie, die Familie übersiedelte nach Zürich Witikon. 1976 erfolgte die Wahl zum Direktor von Musikhochschule und Konservatorium Zürich. Dieses Amt übte er bis zu seiner frühzeitigen Pensionierung 1998 aus. In dieser Periode präsidierte er von 1983 bis 1986 den Schweizerischen Tonkünstlerverein und bekleidete von 1991 bis 2011 das Amt des Präsidenten der SUISA. Als Würdigung seines kompositorischen Schaffens erhielt Hans Ulrich Lehmann 1973 den Conrad- Ferdinand Meyer Preis, 1988 den Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins, 1990 den Kunstpreis der Gemeinde Zollikon und 1993 den Kunstpreis der Stadt Zürich.

Hans Ulrich Lehmann verheiratete sich 1986 mit Ursula Jeger. 1989 kam der Sohn Patrick zur Welt, 1993 der Sohn Claude. 1994 zog die Familie nach Wermatswil in der Nähe von Zürich.

Die frühzeitige Pensionierung erlaubte es Hans Ulrich Lehmann endlich, sich wieder intensiver seinem kompositorischen Schaffen zuzuwenden. Seine letzten Lebensjahre waren überschattet durch die stark fortschreitende Alzheimersche Erkrankung. Zeit wurde für ihn nach und nach zu einem kaum noch wahrnehmbaren Begriff, für ihn verloren auch die Menschen aus seinem näheren Umfeld immer mehr von ihren Konturen. Glücklicherweise blieb ihm seine Fähigkeit zu komponieren bis fast zum Ende erhalten. Hans Ulrich Lehmann verstarb in den frühen Morgenstunden des 26. Januar 2013 an den Folgen seiner schweren Erkrankung. Seine letzte Ruhestätte hat er auf dem Friedhof Realp in Zürich gefunden.

Ursula Lehmann